Ein Leben für die Uni? Dieses wertvolle Planungstool hilft dir, clever Prioritäten zu setzen, damit du alle Uniaufgaben unter eine Hut zu bekommst, ohne selbst dabei zu kurz zu kommen.
„Bist du wahnsinnig? Warum tust du dir das an?!“
Mein Terminkalender war proppenvoll. Neben meinem Vollzeitjob habe ich 2019 entschieden, parallel noch mal zu studieren. Ich lerne nun mal gerne und ich wollte mich weiterentwickeln. Gleichzeitig wollte ich in meinem Job nicht kürzertreten und nicht nur für Arbeit und Uni leben.
Wie soll das gehen?
Egal ob Erst- oder Erweiterungsstudium. Der Kalender ist immer proppenvoll. Die Fülle an Aufgaben, die ein Studium mit sich bringt, gibt einem schnell das Gefühl, nur so hinterher zu hetzen. Eine Flut, die einen mit sich reißt und man ist nur damit beschäftigt, nicht unterzugehen.
Ich hatte 2019 einen großen Vorteil: Ich wusste, wie ein Studium abläuft. Ich wusste, was auf mich zukommt. Ich wusste, wie ich lerne, wie ich ticke und auf was ich infolgedessen achten muss. Ich wusste, dass nicht alles zu 100 % auf einmal geht. Also musste ich entscheiden: Was ist mein Ziel? Was ist mir wichtig und wie sieht ein konkreter Plan aus?
Das Ergebnis: Ich habe das Zusatzstudium zeitlich gestreckt. Einfach pro Semester weniger Veranstaltungen. Ich habe ganz klare Prioritäten gesetzt.
Und genauso bin ich auch tagtäglich vorgegangen.
Dieses Tool hat alles vereinfacht
Dabei habe ich ein Tool genutzt, das einfach eingesetzt werden kann. Du brauchst lediglich ein Blatt Papier oder eine leere Seite in deinem Schreibprogramm. Es hilft auf dreifache Weise:
- einen Überblick aller Aufgaben zu gewinnen
- diese in eine sinnvolle zeitliche Abfolge zu strukturieren
- aufzuzeigen, welche Aufgaben du auch erst mal weglassen kannst - ohne dass dies negative Konsequenzen hat.
Kurz: Es hilft dir, Prioritäten in deinem Studium zu setzen, damit du produktiv, gelassen und glücklich studierst.
Überblick
1. Was bedeutet “Prioritäten setzen”?
Das Wort Priorität geht auf das lateinische „prioritas“ zurück, was „Vorrang“ bedeutet. Prioritäten setzen heißt, Dingen wie anstehenden Aufgaben in eine definierte Reihenfolge zu ordnen. Man gibt einer Aufgabe den Vorrang vor einer anderen.
Zwar spielt meist der zeitliche Faktor, also was besonders dringend ansteht, eine zentrale Rolle, grundsätzlich kann man diese Bewertung jedoch frei nach eigenen Kriterien festlegen.
Zwei Aspekte spielen beim Prioritätensetzen eine Rolle:
- Zur Verfügung stehende Zeit
- Persönliche Bewertungskriterien
2. Warum Prioritäten setzen im Studium?
Wenn ich ohnehin schon so viele Aufgaben für die Uni zu erledigen habe, warum sollte ich mir dann noch eine weitere auferlegen? Gerade in diesem Fall ist Zeitmanagement extrem wichtig und Prioritäten setzen ein Teil davon (was du hier nachlesen kannst).
Ja, zusätzlich zu priorisieren kostet anfangs Zeit und Energie. Gerade wenn man es noch nicht gewohnt ist. Langfristig lohnt es sich aber 6-fach:
Der Gewinn aus dem Priorisieren:
- Klarheit
Was ist für dich in diesem Moment entscheidend? Ist diese Frage beantwortet, gewinnst du Klarheit über dein Vorgehen. Was sind deine ersten Schritte, was kommt danach. Alles begründet festgelegt.
- Fokus & Konzentration
Du nimmst dir einmal die Zeit, eine klare Entscheidung zu treffen, in welcher Reihenfolge du vorgehst. Nachdem dies geschehen ist, kannst du dich bei der Durchführung der Aufgaben leichter auf diese fokussieren. Die Gedanken, was sonst noch so alles zu erledigen ist, verschwinden aus dem Hinterkopf. Ohne diese Ablenkung steigt die Konzentration, mit der du die Aufgabe erledigst.
- Schnelligkeit
„Ach, dann spül ich jetzt noch schnell und das könnte ich auch noch machen …“ Wie leicht schiebt man immer wieder vermeintlich kleine Aufgaben zwischenrein. Weil sie einem einfach ins Auge stechen. Weil sie ja auch irgendwann gemacht werden müssen. Mal hier und mal da etwas anzufangen, ist nicht zielführend. Es kostet Zeit. Gleichzeitig besteht bei vielen anstehenden Aufgaben die Gefahr, dass man erdrückt wird. Bei dem Stoffumfang, der einen in der Uni antrifft, kann das schnell passieren. Wo fange ich nur an? Lege es zu Beginn fest!
- Sicherheit
Es kann immer etwas dazwischenkommen. Immer wieder dauern Aufgaben länger als gedacht. Das ist völlig normal. Blöd nur, wenn man am Abend völlig übermüdet feststellt, dass noch eine extrem wichtige Aufgabe bis zum nächsten Tag erledigt werden muss. Prioritäten zu setzen garantiert dir mit genau dieser Aufgabe tagsüber zu starten. Wenn du dann abends im Bett liegst, ist maximal eine Aufgabe geringerer Priorität liegen geblieben.
- Motivation & Umsetzung
Wie du gleich noch sehen wirst, spielen bei der Priorisierung eigene Ziele eine zentrale Rolle. D.h. deine Aufgaben werden unmittelbar mit diesen in Verbindung gesetzt. Dies gibt Antrieb und Motivation für die Umsetzung.
- Zufriedenheit & Wohlbefinden
Aufgaben erledigt zu bekommen macht glücklich :). Wie die fünf vorangegangenen Punkte gezeigt haben, gelingt dir das durch Priorisieren besser. Prioritäten führen zu einer höheren Zufriedenheit und einem Wohlbefinden im Studium! Insbesondere, wenn du diese beiden Punkte explizit in dein Ranking mit einbeziehst (und das solltest du!). Beim Setzen von Prioritäten solltest du nicht nur deine Uniaufgaben forcieren. Vielmehr solltest du deine Study-Life-Balance im Blick haben. Wie zeige ich dir im nachfolgenden Schritt.
3. Wie Prioritäten setzen im Studium?
Prioritäten im Studienalltag so zu setzen, dass du deine Uniaufgaben erfolgreich erledigst und dabei zufrieden bist, gelingt dir mithilfe dieser drei Schritte:
3.1. Was sind deine Ziele?
Die Voraussetzung, um Prioritäten überhaupt festzulegen zu können, ist es zu wissen, was und wohin man will. Wie stellst du dir dein Leben vor? Was sind mittelfristig, was langfristig deine Ziele? Berücksichtige dabei alle Bereiche deines Lebens: Studium, Beziehungen, Freizeit …
Nur wenn du weißt, was du erreichen möchtest, kannst du die Schritte definieren und ranken, die dich dorthin bringen.
Das möchte ich dir mit folgenden Beispielen verdeutlichen:
- möchtest du ein Praktikum bei einem bestimmten Unternehmen haben, kann eine Vorlesung, die in diesen Fachbereich fällt, bedeutender sein und die Prüfungsvorbereitung sollte gegenüber anderen Prüfungen priorisiert werden.
- möchtest du fitter werden, solltest du deinem Lauftraining eine höhere Priorität einräumen und lieber mal das Wiederholen einer Vorlesung hinten runterfallen lassen.
- ist dein Ziel Stress abzubauen, erhält Meditation einen höheren Wichtigkeitswert.
Ich denke, das Grundprinzip ist dabei klar. Wir machen dabei jedoch häufig einen großen Fehler, wir vergessen die Wechselseitigkeit aus Anstrengung und Entspannung – egal bei welchem Ziel. Du kannst für einen Marathon zu viel laufen. Du kannst für eine Prüfung zu viel lernen. Zu wenige Pausen, zu wenig Erholung führt zur Ermüdung. Egal ob körperlich oder kognitiv, wir brauchen die Balance für nachhaltigen Erfolg und Zufriedenheit. Diese Balance ist insbesondere dann wichtig, wenn du dich gestresst und unter Druck fühlst!
Darum geht es nun auf zwei Ebenen weiter: 1. Die akademische Ebene. 2. Die persönliche Ebene
Für nachhaltigen Erfolg und Zufriedenheit im Studium achte auf Balance zwischen akademischen Zielen und persönlichen Zielen.
3.2. Was musst du konkret erledigen?
Ebene 1: dein akademischer Erfolg
Definiere einen Zeitraum, z.B. 1 Woche. Definiere, was in dieser Woche an Aufgaben für die Uni alles ansteht. Schreibe eine Liste mit allen Punkten, wie sie dir einfallen. Völlig ungeordnet und unstrukturiert.
- Welche Vorlesungen musst du nacharbeiten?
- Welche Übungsaufgaben stehen an?
- Gibt es Präsentationen oder Berichte, die du anfertigen musst?
- Welche Inhalte möchtest du wiederholen?
- Gibt es Buchkapitel, die du lesen musst?
- …
Ebene 2: deine persönliche Ebene
Definiere für denselben Zeitraum Handlungen, die du für deinen Ausgleich umsetzen möchtest. Überlege dir bewusst schöne Dinge, die auf dein Zufriedenheitskonto einzahlen. Das können größere Sachen sein wie ein Abendessen mit Freunden, aber auch Kleinigkeiten wie bewusst eine Tasse Tee trinken. Daneben kannst du auch Haushaltsaufgaben notieren. Dies geht natürlich auch als 3. Ebene, so wie es für dich am übersichtlichsten und stimmigsten ist.
- Welchem Hobby möchtest du nachgehen?
- Was gibt dir Energie?
- Bei wem möchtest du dich diese Woche melden?
- Welche Treffen stehen an? Gibt es Geburtstage etc.
- Was muss im Haushalt erledigt werden? Wie könntest du das mit einer Annehmlichkeit kombinieren (z.B. Podcast hören beim Badputzen).
- …
3.3. Welche Priorität haben deine Aufgaben für dich?
Nun gehts ans Eingemachte. Im letzten Schritt werden deine unstrukturierten To-dos geordnet. Dazu nutzen wir die sogenannte EISENHOWER-Matrix.
4. Der Aufbau der EISENHOWER-Matrix
Ihren Namen verdankt die Matrix dem 34. US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, welcher seinen Schreibtisch angeblich als solche Matrix aufteilte.
Das Prinzip ist recht simpel und daher leicht umsetzbar:
Die Matrix besteht aus 4 Feldern, die anhand von 2 Faktoren eingeteilt werden:
- Wichtigkeit
- Dringlichkeit
Zeichne ein einfaches Koordinatenfeld. Die x-Achse beschriftest du mit Wichtigkeit, welche entlang der Achse zunimmt. Die y-Achse beschriftest du mit Dringlichkeit. Auch diese nimmt entlang der Achse zu. Unterteile das Gesamtfeld in 4 gleich große Einzelfelder.
Die Wichtigkeit bezieht sich dabei auf dein Ziel bzw. deine Ziele (s. Punkt 1).
Beispiel 1: Du brauchst einen bestimmten NC, um in einen bestimmten Master-Studiengang aufgenommen zu werden. Noten in Prüfungen und deren Vorbereitung in Fächern mit mehr ECTS sind entsprechend wichtig.
Bei der Dringlichkeit stellt sich die Frage nach dem zeitlichen Rahmen, der dir für die Erledigung der Aufgaben zur Verfügung steht.
Beispiel: Staubsaugen kann erforderlich sein, unterliegt jedoch keiner Deadline. Kommt demnach in das Feld weniger dringlich.
5. Die Einordung in die EISENHOWER-Matrix
Für jede Aufgabe wägst du beide Parameter ab und trägst die Aufgabe dann in das entsprechende Feld.
Um wieder die beiden Ebenen (akademische und persönliche) zu berücksichtigen, empfehle ich dir, mit zwei verschiedenen Farben zu arbeiten. Ich persönlich habe mir meine Matrix laminiert und arbeite mit 2 verschiedenfarbigen Post-it. Das ermöglicht mir auch eine höhere Flexibilität, um Aufgaben noch mal umzuordnen, wenn sich etwas ändert.
Beispiel 1 mit dem NC: Die Prüfung ist in 2 Wochen, also zeitlich nahe. Infolgedessen ist das Bearbeiten einer alten Klausuraufgabe für dich wichtig und dringend und sollte demnach an diesem Tag erledigt werden.
Bei der Einordnung helfen dir folgende Fragen:
Achte bei deiner Verteilung darauf, dass beide Farben, sprich beide Ebenen in den Feldern vertreten sind.
Kontrolle:
Deine Balance ist wichtig! Hast du Punkte zur Erholung in Feld A?
6. Die Auswertung der EISENHOWER-Matrix
Nachdem du alle Aufgaben in die Felder eingeordnet hast, gehst du so vor:
Diese Aufgaben müssen zeitnah, am besten heute noch erledigt werden. Sie sind wichtig und eilig. Schätze grob die Zeit ab, die du für diese Aufgaben benötigst. Dann plane deinen Tag so, dass du mit diesen Aufgaben startest. Erstelle daraus eine Timeline.
Diese Aufgaben sind zwar wichtig, aber nicht eilig. Für diese Aufgaben solltest du einen Termin festlegen, der auch an einem der kommenden Tage/ Wochen liegen kann, wie es eben gut reinpasst.
Aufgaben, die dringend, aber nicht wichtig sind, kannst du gut delegieren oder zu einer Tageszeit einplanen, zu der deine Konzentration eher an einem Tiefpunkt ist (Beispielsweise nach dem Mittagessen).
Diese Aufgaben kannst du direkt vergessen. Sie sind weder eilig noch wichtig. Das sind Aufgaben für die kommenden Semesterferien …
7. Die 3 häufigsten Irrtümer beim Priorisieren im Studium
1. „Ich muss mich nicht 100 % festlegen. Ich kann auch mal mehrere Dinge parallel machen.“
Nein. Multitasking ist ein Mythos. Insbesondere bei kognitiv anspruchsvollen Aufgaben solltest du einen 100 %igen Fokus setzen. Nur dann profitierst du von oben genannten Vorteilen.
2. „Wenn ich eine Aufgabe falsch einordne, war alles umsonst“.
Hinterfrage deine Prioritäten regelmäßig und handhabe sie flexibel. Dadurch fällt es dir leichter, eine Entscheidung zu treffen. Außerdem können sich Umstände jederzeit ändern und darauf solltest du natürlich reagieren können. Die EISENHOWER-Matrix ist ein flexibles Tool, das dich hierbei unterstützt. Gleiche auch immer wieder deine Ziele ab.
3. „Ich hab keine Zeit, mir auch noch Gedanken zu machen, was wie wichtig ist. Wenn ich direkt meine To-dos abarbeite, bin ich schneller“.
Lies den Artikel noch mal von vorne 😉
8. Zusammenfassung
Hier das Wichtigste in Kürze zusammengefasst.
- Die Eisenhower-Matrix ist eine wirkungsvolle Selbst- und Zeitmanagementmethode für ein ausgeglichenes Studentenleben.
- Sie hilft dir beim täglichen Strukturieren und Planen deiner Aufgaben.
- Mit geringem Zeitaufwand erhältst du so einen guten Überblick, grafisch klar dargestellt und hast gleichzeitig die Möglichkeit, flexibel zu reagieren.
- Die Zuordnung basiert auf deinen Zielen, wodurch deine Motivation gestärkt wird.
- Prioritäten und das Vorankommen sollten regelmäßig reflektiert werden, um deine Arbeitsprozesse zu optimieren und noch mehr von der Methode zu profitieren. Dann gelingt dir ein produktives UND gelassenes, glückliches Studium.
Welche Dinge kommen bei dir zu kurz? Wobei hast du die meisten Planungs-Schwierigkeiten?
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