Ich habe mich oft selbst schon belohnt, bevor ich eine Aufgabe überhaupt begonnen habe. Konkret sah das so aus: Bevor ich zum Beispiel mit dem Lernen begonnen habe, gönnte ich mir erstmal einen Cappuccino. Ich dachte, ich hätte mir diese kleine Pause verdient und bräuchte diese mentale Vorbereitung für die bevorstehende Anstrengung. Doch in Wahrheit war das nichts anderes als versteckte Prokrastination – eine Form der Selbstsabotage, bei der ich anstehende Aufgaben aufschob.
Prokrastination zeigt sich in vielen Facetten und hindert uns daran, unsere Ziele zu erreichen und unser volles Potenzial auszuschöpfen. Daher ist es wichtig, dass wir ehrlich zu uns selbst sind, unser Verhalten reflektieren und gezielt daran arbeiten.
In diesem Artikel werde ich die Gründe für Prokrastination beleuchten und wir sprechen über die Auswirkungen von Prokrastination auf dein Studium. Daneben verrate ich dir auch, was bei mir persönlich zum aufschiebenden Verhalten geführt hat.
Also, schnapp dir einen Cappuccino (😉) – und lass uns loslegen!
Überblick
Prokrastination im Studium: Was steckt dahinter?
Prokrastination, oft als „Aufschieberitis“ bezeichnet, ist das wiederholte Verschieben von anstehenden Aufgaben, obwohl wir eigentlich die Möglichkeit und Fähigkeit zur Erledigung haben.
Dabei geht es nicht nur um das bloße Hinauszögern. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir manchmal Schwierigkeiten haben, uns selbst zu regulieren oder uns selbst zu managen. Egal ob im Studium, im Beruf oder im täglichen Leben – dieses Phänomen kann uns überall begegnen und bringt oft negative Gefühle wie Stress und Schuldgefühle mit sich.
Es ist wichtig zu betonen, dass Prokrastination nicht gleich Faulheit ist. Während Faulheit ein Mangel an Willen oder Motivation ist, etwas zu tun, bedeutet Prokrastination, dass wir eine bestimmte Aufgabe oder Tätigkeit aktiv vermeiden oder verzögern.
Prokrastination ist keine Faulheit!
Wissenschaftliche Perspektiven: Warum Prokrastination im Studium so verbreitet ist
Psychologische Aspekte
Hast du dich jemals gefragt, warum du manchmal Dinge aufschiebst, obwohl du genau weißt, dass es nicht in deinem besten Interesse ist?
Ein Großteil der Antwort liegt tief in unseren Emotionen verborgen.
Prokrastination ist oft eine emotionale Reaktion auf eine Aufgabe, die wir als unangenehm oder überwältigend empfinden. Statt uns der Aufgabe direkt zu stellen, neigen wir dazu, diese negativen Gefühle zu vermeiden, indem wir die Aufgabe hinauszögern. (Und das bekommen wir gar nicht immer mit… da laufen viele Automatismen und Muster in unserem Gehirn ab).
Ein klassisches Beispiel: Viele von uns haben Angst, zu versagen oder nicht gut genug zu sein. Diese Angst führt aus mehreren Gründen zum Aufschieben einer Aufgabe:
- Wenn du so hohe Ansprüche an dich selbst stellst, dass du glaubst, sie ohnehin nicht erfüllen zu können, lähmt dich schon der Gedanke daran. Wie und wo sollst du da überhaupt anfangen?!
- Außerdem läuft hier eine Art umgekehrte Psychologie ab. Wenn du eine Aufgabe bis zum letzten Moment aufschiebst und sie dann in letzter Sekunde erledigst, hast du eine Art „Ausrede“ parat, falls das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht.
Solltest du beispielsweise eine 3,7 erhalten und damit nicht zufrieden sein, kannst du argumentieren, dass es am Stress und der knappen Zeit lag. Hättest du früher begonnen, wäre das Ergebnis sicherlich besser ausgefallen. Aber wenn du dein Bestes gibst und trotzdem eine 3,7 erhältst, könnte das bedeuten, dass du tatsächlich nicht gut genug bist?! Das ist natürlich Blödsinn, es gibt 100 Gründe, weshalb wir in manchen Momenten nicht unsere beste Leistung abrufen können. Aber den Ängsten nach ist es in dem Moment die logische Schlussfolgerung. Also vermeidest du diese Gefahr… Siehst du das Dilemma?
Es ist ein Schutzmechanismus, der uns kurzfristig besser fühlen lässt, aber langfristig oft zu noch mehr Stress führt.
Überblick der 5 häufigsten wahrgenommenen Gründe für Prokrastination im Studium
Ich habe dir hier nochmal die fünf am häufigsten wahrgenommenen Gründe für Prokrastination übersichtlich zusammengestellt. Im Kern basieren alle auf der Vermeidung von Emotionen und stehen oft in engem Zusammenhang mit deinem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. (Klicke die Bilder an, sollte der Text nicht gut leserlich erscheinen).
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Neurobiologie der Prokrastination: Wie unser Gehirn das Aufschieben beeinflusst
Unser Gehirn steuert nicht nur unser Denken, sondern auch unsere Emotionen und unser Verhalten, einschließlich der Neigung zur Prokrastination. Doch wie genau beeinflusst es unser Aufschiebeverhalten? Hier ein kurzer Einblick:
Das Gehirn und das Aufschieben: Zwei Bereiche unseres Gehirns spielen eine Schlüsselrolle bei der Prokrastination: Der präfrontale Kortex und der limbische Bereich. Während der präfrontale Kortex für Planung, Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle verantwortlich ist, steuert der limbische Bereich unsere Emotionen und unser Belohnungssystem. Wenn wir vor einer unangenehmen Aufgabe stehen, entsteht oft ein Konflikt zwischen diesen beiden Bereichen. Der präfrontale Kortex sagt uns, dass wir die Aufgabe erledigen sollten, während der limbische Bereich uns dazu drängt, angenehme Dinge zu tun und unangenehme zu vermeiden. Wer gewinnt diesen inneren Kampf? Oft ist es der limbische Bereich, weil er evolutionär älter und stärker ist. Das bedeutet, dass wir uns oft für die kurzfristige Belohnung entscheiden und die langfristigen Konsequenzen ignorieren.
Unser Gehirn liebt Belohnungen.
Unser Gehirn liebt Belohnungen. Gesteuert wird das Ganze durch das Neurotransmitter-System, insbesondere durch Dopamin. Dopamin wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet und sorgt für ein Wohlgefühl, wenn wir eine angenehme Aktivität ausführen (z.B. einen Cappuccino trinken).
Verlockender als abzuwarten, etwas zu entbehren und an einer „unangenehmen“ Aufgabe zu arbeiten, oder? Wer weiß, ob da in Zukunft der Dopamin-Kick wirklich noch kommt…
Das bedeutet für dich jetzt nicht, dass du Sklaven deines Gehirns bist. Es bedeutet nur, dass du dir bewusst sein solltest, wie dein Gehirn funktioniert, und du entsprechend Strategien entwickeln solltest, um es zu „überlisten“ und produktiver zu werden.
Die Auswirkungen von Prokrastination auf dein Studium
Verpasste Chancen und Deadlines
Qualität der Arbeit und Leistung
Persönliche Folgen der Prokrastination im Studium
Zeitmanagement und Produktivität während deines Studiums
Das ständige Aufschieben von Aufgaben beeinträchtigt dein Zeitmanagement erheblich. Du benötigst oft viel länger für Aufgaben, als eigentlich nötig wäre, und diese verlorene Zeit fehlt dir dann an anderer Stelle. Das kann dazu führen, dass du dich am Ende des Tages oder der Woche überfordert und unproduktiv fühlst.
Die aufgeschobene Zeit fehlt dir dann an anderer Stelle
Emotionale und mentale Gesundheit während deines Studiums
Das ständige Gefühl, hinterherzuhinken oder nicht genug getan zu haben, kann zu erhöhtem Stress, Angstzuständen und sogar Depressionen führen. Das Bewusstsein, Aufgaben ständig zu verschieben, kann zudem Schuldgefühle und ein verringertes Selbstwertgefühl hervorrufen. Langfristig kann das zu Burnout, chronischem Stress und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Wenn du das mit den oben aufgeführten emotionalen Ursachen kombinierst, wird dir wahrscheinlich klar, dass hier ein Teufelskreis beginnen kann.
Fazit: Prokrastination im Studium überwinden
Prokrastination ist ein komplexes Phänomen, das sowohl durch emotionale als auch neurologische Faktoren beeinflusst wird. Es geht weit über das einfache Aufschieben von Aufgaben hinaus und hat tiefgreifende Auswirkungen auf deine akademische Leistung, dein Zeitmanagement und vor allem auf dein emotionales und mentales Wohlbefinden.
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dieses Verhalten zu erkennen, die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und proaktive Schritte zu unternehmen, um es zu überwinden. Nur so kannst du dein volles Potenzial ausschöpfen und deine Ziele erreichen. Wie dir das gelingt, werden wir in Teil 2 genauer betrachten. Bis dahin, denke daran: Es ist nie zu spät anzufangen!
Alles Liebe,
Kathi
Quellen:
Beutel, M. E., Klein, E. M., Aufenanger, S., Brähler, E., Dreier, M., Müller, K.W., Quiring, O., Reinecke, L., Schmutzer, G., Stark, B., Wölfling, K. (2016). Procrastination, Distress and Life Satisfaction Across the Age Range – A German Representative Community Study.
Klingsieck KB (2013) Procrastination – when good things don’t come to those who wait.
Steel, Piers. (2007). The nature of procrastination: a meta-analytic and theoretical review of quintessential self-regulatory failure.
Thakkar, N. (2009). Why Procrastinate: An Investigation of the Root Causes behind Procrastination.
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