Wann Braucht Dein Gehirn Eine Lernpause Und Wie Lange?

Ohne Lernpausen würde unser Gehirn in ein gefährliches Ungleichgewicht stürzen. Denn ohne Pausen hätte unser Gehirn keine Chance, seine Netzwerke aus Nervenzellen neu zu organisieren – und das würde Chaos bedeuten. In den Pausen ordnet das Gehirn das Gelernte, verarbeitet es und bereitet es so auf, dass wir es effektiv nutzen können. Du kannst dir das auch so vorstellen, als würde unser Gehirn eine interne Hausreinigung durchführen, bei der es alles an seinen richtigen Platz räumt.

Was da genau im Gehirn passiert, kannst du in diesem Artikel (Mehr als bloß Nichtstun: Warum Lernpausen ein entscheidender Faktor für deinen Lernerfolg sind) nachlesen. Ich habe darüber gesprochen, wie wichtig es ist, unserem Gehirn eine Pause zu gönnen. Aber wie sieht das nun in der Praxis aus? Wann und wie viel Pause sollen wir einbauen, damit diese einen positiven Effekt haben? Welche Regeln gibt es und wie setze ich diese um?

Überblick

Das sagen dir Lernratgeber zum Pausen-Timing

In vielen Pädagogikbüchern und Lernratgebern finden sich Empfehlungen zum Timing und zur Dauer von Lernpausen, denn die Wichtigkeit steht außer Frage. Im Grunde genommen können dabei 2 Probleme auftreten:

  1. Ist eine Pause zu kurz, oder kommt zu spät, fühlt man sich danach nicht wirklich erholt.
  2. Ist sie jedoch zu lang, kann man aus dem Lernrhythmus fallen und die Motivation verlieren, weiterzuarbeiten.

Grundsätzlich hängt die Dauer und das Timing deiner Pause von der vorherigen Lernphase ab. Je länger du am Stück lernst, desto länger sollte die anschließende Pause sein. Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick zur Orientierung:

Pausenform
1
  • Mikropause
  • Minipause
  • Kurzpause
  • Langpause
Dauer (in Min.)
1
  • unter 1
  • 1 - 5
  • 15 - 20
  • 60 - 120
Wann (nach)
1
  • Bedürfnis
  • 30 Min. Lernen
  • nach 2h Lernen
  • nach 4h Lernen

Als Faustregel kannst du dir merken:

„Mache nach jeder halben Stunde Lernen eine Pause von fünf Minuten.“

Diese Empfehlungen können dir helfen, deine Lernpausen effektiv zu planen und das Beste aus deiner Lernzeit herauszuholen. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben, gibt es hier keine Einheitslösung. Diese Werte dienen nur zur Orientierung!

Jeder Mensch ist anders und daher können die optimalen Zeiten für Lernpausen von Person zu Person variieren. Es ist wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und Pausen einzulegen, wenn diese benötigt werden.

Das kann dir kein Ratgeber über deine Lernpausen sagen

a. Körpersignale für deinen individuellen Lernrhythmus

Ein guter Indikator dafür, dass es Zeit für eine Lernpause ist, sind Anzeichen von Ermüdung und Überlastung. Wenn deine Konzentration nachlässt, die Augen anfangen zu brennen oder der Text auf den Seiten verschwimmt, dann ist es höchste Zeit, deinem Gehirn eine kleine Auszeit zu gönnen. Oder vielleicht merkst du, wie deine Gedanken abschweifen und du dich immer wieder dabei erwischst, die gleichen Absätze immer wieder zu lesen, ohne dass die Informationen wirklich hängen bleiben.

 

Signale deines Körpers für eine Pause können sein:

  • Leichte Ablenkbarkeit, ständiges Blicken auf die Uhr
  • Häufiges Abschweifen der Gedanken, abnehmende Konzentrationsfähigkeit
  • Schwierigkeiten Informationen zu verarbeiten
  • Müdigkeit & Gähnen
  • Verspannung, Bedürfnis sich zu Strecken & Muskeln zu entspannen
  • Unruhe
  • Trockene Augen
  • Kopfschmerzen
  • Hunger

Ignorierst du diese Signale und machst keine Pause, so hast du vielleicht schon selbst beobachtet, dass dein Körper kurze Zeit später noch einmal in eine Art Aktivitätsmodus schaltet. Du kannst dich doch nochmal konzentrieren und denkst dir, super, mehr geschafft.

ACHTUNG! Diese erneute Aktivitätsphase heißt nicht, dass du keine Pause brauchst. Sie ist ein Notfall-Programm deines Körpers. Dieser schüttet Stoffe aus, wenn er merkt, es wird nicht auf Ruhesignale reagiert – denn scheinbar, kann sich der Mensch das nicht erlauben. Ursprünglich ist dies vermutlich ein Mechanismus, der das Überleben gesichert hat. Doch heute führt er dazu, dass unser System aus dem Gleichgewicht gerät! Passiert dies regelmäßig, sinkt deine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und du bist in einem Dauerstresszustand, der deine Gesundheit belastet.

Mach immer spätestens dann Pause, wenn dein Körper dir erste Signale sendet!

Im Optimalfall beugen Pausen Ermüdung jedoch vor!

Beobachte also deinen Körper genau. 

b. Abhängigkeit der Lernpausen von individueller Lernaktivität

Wann und wie lange du Lernpausen machen solltest, hängt außerdem von der individuellen Lernaktivität und -dauer ab. Wenn du dich beispielsweise auf eine komplexe Mathematikaufgabe konzentrierst, wirst du vielleicht feststellen, dass du nach 45 Minuten eine Pause benötigst, um das Gelernte zu verarbeiten. Andererseits können beim Durcharbeiten von Texten oder Schreiben von Essays längere Lernphasen möglich sein, bevor du eine Pause brauchst – je nach individuellen Präferenzen, Fähigkeiten und auch Interessen!

Berücksichtige, wie anspruchsvoll sich die Lernaktivität für dich anfühlt. Wie viel Kapazität hat eine Lernphase in Anspruch genommen? Bei komplexen Inhalten reichen Micropausen nicht aus – hier kann es sogar möglich sein, dass nach 30 Minuten auch mal 15 Minuten Ruhe notwendig sind

Abwechslung Lernen Lernpause

Außerdem kommt hier auch deine persönliche Präferenz bezüglich des Lernprozesses ins Spiel. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben, was das Lernen angeht. Während einige lieber in längeren Blöcken von ca. 90 Minuten arbeiten, bevorzugen andere kurze, intensive Intervalle. Deine Pausenzeiten und -längen sollten diese individuellen Vorlieben widerspiegeln.

Ich ermutige dich, ein wenig zu experimentieren und herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Probiere verschiedene Pausendauern und -intervalle aus, bis du die optimale Balance zwischen produktivem Lernen und erholsamen Pausen für dich gefunden hast. Das Zauberwort lautet wieder: Beobachte deinen Körper und dein Gehirn während deiner Testphase. Je mehr du dies tust, desto besser wirst du verstehen, was sie brauchen, um optimal zu funktionieren. Und das Beste daran? Du wirst nicht nur produktiver und effizienter in deinen Lernphasen sein, sondern auch zufriedener mit deinem Lernprozess

Empfohlene Lern- und Pausenrhythmen

Wenn du dich jetzt etwas überfordert fühlst und denkst „Na toll, ich kenne meinen Lernrhythmus nicht“, kein Grund zur Sorge. Ich habe dir 3 bekannte Lernrhythmen zur Orientierung ausgesucht, an denen du dich probieren kannst.

Pomodoro-Technik:

Die Pomodoro-Technik ist eine beliebte Methode, bei der du 25 Minuten konzentriert lernst, gefolgt von einer 5-minütigen Pause. Nach vier Lernzyklen machst du eine längere Pause von 15-30 Minuten. Diese Struktur ermöglicht es dir, deine Zeit besser zu organisieren und konzentriert zu bleiben, während du gleichzeitig regelmäßige Pausen einlegst.

50/10-Methode:

Bei der 50/10-Methode lernst du 50 Minuten lang intensiv und gönnst dir dann eine 10-minütige Pause. Ähnlich wie bei der Pomodoro-Technik ermöglicht diese Methode längere Lernphasen und etwas längere Pausen, um das Gelernte zu verarbeiten und sich zu erholen. Dies kann besonders nützlich sein, wenn du an einem größeren Projekt arbeitest, das mehr Zeit und Konzentration erfordert.

90-Minuten-Intervalle:

Forschungen deuten darauf hin, dass unser Gehirn in 90-Minuten-Zyklen arbeitet, bekannt als „Ultradian-Rhythmen“. Besonders, wenn du in dieser Phase in den „Flow“ kommst. Demnach könntest du alle 90 Minuten eine Pause von 15-20 Minuten einlegen, um deinem Gehirn eine Erholungspause zu geben und deine Energie wieder aufzuladen.

Fazit

Lernpausen sind ein essenzieller Teil des Lernprozesses, sie ermöglichen unserem Gehirn, das Gelernte zu verarbeiten und zu organisieren.

Die optimale Dauer und das Timing der Pausen können variieren, abhängig von individuellen Bedürfnissen und der Art der Lernaktivität. Während die Literatur allgemeine Richtlinien bietet, ist es entscheidend, auf die eigenen Körpersignale zu hören und zu experimentieren, um den persönlichen Lernrhythmus zu finden. Verschiedene Methoden wie die Pomodoro-Technik, die 50/10-Methode oder die 90-Minuten-Intervalle können als Ausgangspunkt dienen.

Letztendlich geht es darum, die richtige Balance zwischen produktivem Lernen und erholsamen Pausen zu finden, um das Beste aus der Lernzeit herauszuholen.

 

Kathi Moldan Coach fuer Studenten und Schülerinnen und Schüler

Hey, ich bin Kathi!

Ich unterstütze Studierende & SchülerInnen dabei, nicht nur produktiver zu lernen, sondern dies vor allem mit mehr Gelassenheit und Zuversicht zu tun.

Erfahre, wie du durch ein gesundes Selbstvertrauen und einen gesunden Lebensstil ein glückliches (Studien-)Leben führen kannst!

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